Wenn Sie Ihr Dach sanieren, stehen Sie vor einer der wichtigsten Entscheidungen für Ihr Zuhause: Dachziegel oder Dachsteine? Beide Materialien schützen Ihr Haus vor Wind, Regen und Schnee - doch ihre Unterschiede sind größer, als viele denken. Es geht nicht nur um Preis oder Aussehen. Es geht um Haltbarkeit, Pflege, Energieverbrauch und langfristigen Wert. Wer hier nur auf den ersten Blick entscheidet, zahlt später drauf - entweder mit höheren Kosten, mehr Arbeit oder einem Dach, das nicht mehr so gut funktioniert wie es sollte.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Dachziegel und Dachstein?
Dachziegel bestehen aus natürlichem Ton. Der wird geformt, dann bei über 1.000 Grad Celsius gebrannt - so wird er hart, langlebig und atmungsaktiv. Dachsteine dagegen sind Beton. Sie werden aus Sand, Zement und Wasser gemischt, dann bei nur 60 Grad getrocknet und 28 Tage lang ausgehärtet. Kein Brennofen, kein hoher Energieaufwand - aber auch keine poröse Struktur wie bei Ton.
Das klingt technisch, aber es hat direkte Auswirkungen auf Ihr Dach. Dachziegel saugen Feuchtigkeit auf und geben sie wieder ab. Das verhindert, dass sich Moos und Algen festsetzen. Dachsteine hingegen sind dichter. Sie nehmen weniger Wasser auf - aber wenn Feuchtigkeit erst mal drin ist, bleibt sie länger. Das macht sie anfälliger für Bewuchs, besonders in schattigen, feuchten Lagen.
Wie lange halten Dachziegel und Dachsteine wirklich?
Ein Dach ist keine Investition für fünf Jahre. Es muss 40, 50, manchmal sogar 80 Jahre halten. Hier liegt der größte Unterschied: Dachziegel haben eine durchschnittliche Lebensdauer von 60 Jahren. Dachsteine kommen auf etwa 50 Jahre. Das klingt nicht nach viel - aber über 10 Jahre hinweg macht das einen riesigen Unterschied in den Kosten.
Stellen Sie sich vor: Sie sanieren Ihr Dach mit Dachsteinen. Nach 20 Jahren fängt das Moos an, sich breitzumachen. Nach 25 Jahren müssen Sie es erstmals reinigen - und das alle 5 bis 7 Jahre. Nach 45 Jahren ist Ihr Dach schon an seinem Ende. Jetzt müssen Sie es komplett neu decken. Mit Dachziegeln haben Sie diese Arbeit erst nach 55 bis 60 Jahren. Das bedeutet: weniger Arbeiten, weniger Kosten, weniger Stress.
Preis: Dachsteine sind günstiger - aber lohnt sich das?
Ja, Dachsteine sind günstiger. Bei einer Dachfläche von 150 Quadratmetern zahlen Sie für Dachsteine zwischen 9.000 und 14.000 Euro. Für Dachziegel müssen Sie mit 12.000 bis 18.000 Euro rechnen. Der Unterschied liegt bei bis zu 4.000 Euro - das ist ein großer Betrag.
Aber: Was kostet ein Dach wirklich? Nicht nur die Anschaffung. Sondern auch die Wartung, die Reparaturen, die Energiekosten und den Wertverlust. Dachziegel brauchen weniger Pflege. Sie verlieren weniger Farbe. Sie halten länger. Und sie behalten ihren Wert besser. Wer ein Haus verkauft, bekommt für ein Ziegeldach oft mehr Geld - weil Käufer wissen: Hier wurde in Qualität investiert.
Welches Material ist umweltfreundlicher?
Das ist die heißeste Diskussion. Einige sagen: Dachsteine sind grüner, weil sie nicht gebrannt werden müssen. Andere sagen: Dachziegel sind natürlicher und recycelbar. Beides stimmt - aber die Wahrheit liegt in der Gesamtbilanz.
Die Herstellung von Dachsteinen verbraucht weniger Energie - das ist richtig. Aber: Sie bestehen aus Zement. Die Herstellung von Zement ist eine der größten CO₂-Quellen der Baubranche. Dachziegel hingegen werden aus Ton gemacht - einem Material, das in der Natur vorkommt. Und wenn Ihr Ziegeldach mal abgetragen ist, kann es zu 100 Prozent recycelt werden. Es wird zu neuen Ziegeln, zu Straßenbelag, zu Bodenmaterial - nichts geht verloren.
Ein Studie vom Freiburger Ökoinstitut aus dem Jahr 2008 zeigte: Dachsteine haben eine bessere Energiebilanz - aber nur, wenn man nur die Herstellung betrachtet. Wenn man den gesamten Lebenszyklus einbezieht - inklusive Wartung, Ersatz und Entsorgung - sind Dachziegel langfristig besser. Und das wird sich 2024 mit einer aktualisierten Studie wahrscheinlich noch bestätigen.
Schallschutz, Hagelsicherheit und Gewicht: Was zählt beim Einbau?
Dachsteine sind dichter. Das macht sie schwerer - aber auch besser im Schallschutz. Wenn es stürmt oder hagelt, hören Sie weniger Lärm von draußen. Und sie sind widerstandsfähiger gegen Hagel. Ein großer Vorteil, wenn Sie in einer Region mit häufigen Unwettern leben.
Dachziegel sind leichter. Das entlastet die Dachkonstruktion. Besonders bei älteren Häusern, wo die Tragfähigkeit nicht mehr so hoch ist, ist das ein entscheidender Vorteil. Außerdem sind sie einfacher zu verlegen. Dachdecker arbeiten schneller, weil sie weniger Kraft aufwenden müssen. Das kann die Arbeitszeit und damit die Kosten senken - auch wenn die Materialkosten höher sind.
Wie sieht es mit Pflege und Wartung aus?
Dachziegel brauchen fast keine Pflege. Einmal im Jahr prüfen, ob alle Ziegel sitzen - fertig. Moos? Selten. Algen? Fast nie. Die poröse Struktur trocknet schnell aus - das ist der natürliche Schutz.
Dachsteine hingegen brauchen Aufmerksamkeit. Nach 15 bis 20 Jahren beginnt oft Moos zu wachsen, besonders an der Nordseite oder unter Bäumen. Dann müssen Sie reinigen - entweder mit Hochdruckreiniger oder chemischen Mitteln. Das kostet Zeit und Geld. Und es belastet die Oberfläche. Je öfter Sie reinigen, desto schneller verschleißt die Beschichtung. Und dann fängt das Problem von vorne an.
Welches Material passt zu Ihrem Haus?
Architektonisch gesehen: Dachziegel wirken traditionell, warm, authentisch. Sie passen zu Fachwerkhäusern, Villen, renovierten Altbauten. Dachsteine wirken modern, klar, nüchtern. Sie sind oft in Plattenform und haben eine gleichmäßige Oberfläche - ideal für zeitgenössische Bauweisen.
Aber: Es gibt auch Hybridlösungen. Hersteller wie Braas bieten seit 2021 sogenannte „Eco-Tondachsteine“ an. Das sind Betonsteine mit einer Ton-Oberfläche. Sie sehen aus wie Ziegel, haben aber die Vorteile von Beton - günstiger, schwerer, hagelsicher. Eine gute Lösung, wenn Sie den Look wollen, aber nicht das Gewicht oder die hohen Kosten.
Was sagen Nutzer wirklich?
Bei Trustpilot bekommen Dachziegel 4,2 von 5 Sternen - basierend auf 142 Bewertungen. Die Hauptgründe: „Sie sehen besser aus“, „kein Moos“, „ich bin seit 30 Jahren zufrieden“. Dachsteine kommen auf 4,0 Sterne - 98 Bewertungen. Die Lobeshymnen: „Hagel hat nichts ausgerichtet“, „günstiger Einbau“, „keine Farbveränderung nach 10 Jahren“.
Aber die Kritik: Bei Dachziegeln: „Zu teuer - aber ich bereue es nicht.“ Bei Dachsteinen: „Nach 18 Jahren Moos - und jetzt muss ich wieder Geld ausgeben.“
Es ist kein Rennen um den Preis. Es ist ein Rennen um die Zeit. Wer heute spart, zahlt in 20 Jahren. Wer heute investiert, hat Ruhe für 60 Jahre.
Was tun, wenn Sie unsicher sind?
Wenn Sie nicht wissen, was das richtige Material für Ihr Haus ist, fragen Sie einen Dachdecker mit Erfahrung. Nicht den, der nur Dachsteine verkauft. Sondern den, der beide Materialien verlegt - und Ihnen sagt, was für Ihr Dach, Ihre Lage und Ihr Budget passt.
Und fragen Sie nach der Garantie. Gute Hersteller wie Wienerberger oder Laumans bieten 30 bis 40 Jahre Garantie auf Dachziegel. Für Dachsteine sind es oft nur 20 bis 25 Jahre. Warum? Weil sie wissen: Ziegel halten länger.
Denken Sie auch an die Zukunft. Wenn Sie später eine Solaranlage aufs Dach setzen wollen - dann ist das Gewicht wichtig. Dachziegel sind leichter. Und wenn Sie ein nachhaltiges Zuhause bauen wollen - dann ist die Recyclingfähigkeit entscheidend.
Es gibt keine perfekte Lösung. Aber es gibt eine klügere. Und die liegt oft nicht im billigsten Angebot - sondern im längsten Leben.
Welches Dachmaterial ist langlebiger: Ziegel oder Betonsteine?
Dachziegel aus Ton halten durchschnittlich 60 Jahre, Dachsteine aus Beton etwa 50 Jahre. Der Unterschied von 10 Jahren bedeutet, dass ein Ziegeldach oft nur einmal im Leben ersetzt werden muss - während ein Dach mit Betonsteinen in der Regel mindestens einmal nachgelegt werden muss. Das macht Ziegel langfristig wirtschaftlicher und praktischer.
Sind Dachsteine besser gegen Hagel?
Ja, Dachsteine sind dichter und härter, was sie widerstandsfähiger gegen Hagel macht. Sie verformen sich weniger und zeigen seltener Schäden bei starken Unwettern. Allerdings: Moderne Dachziegel sind ebenfalls sehr hagelsicher - besonders wenn sie nach den aktuellen Normen hergestellt wurden. Der Unterschied ist messbar, aber nicht entscheidend, wenn Sie ein qualitativ hochwertiges Produkt wählen.
Warum wächst bei Dachsteinen schneller Moos als bei Ziegeln?
Dachsteine haben eine dichtere, weniger poröse Oberfläche. Sie nehmen weniger Wasser auf - aber wenn Wasser erst mal auf der Oberfläche bleibt, trocknet es langsamer. Das schafft ein ideales Umfeld für Moos und Algen. Dachziegel hingegen saugen Feuchtigkeit auf und geben sie schnell wieder ab. Dadurch bleibt die Oberfläche trockener - und Moos hat kaum eine Chance.
Kann man Dachziegel und Dachsteine mischen?
Technisch möglich, aber nicht empfohlen. Die unterschiedlichen Materialien dehnen sich bei Temperaturschwankungen unterschiedlich aus. Das kann zu Rissen, Verschiebungen oder Undichtigkeiten führen. Außerdem wirkt ein gemischtes Dach optisch unharmonisch. Es gibt zwar Hybridprodukte wie „Eco-Tondachsteine“, die aus Beton mit Tonbeschichtung bestehen - aber diese sind als einheitliches System konzipiert.
Welches Material ist besser für alte Häuser?
Dachziegel sind oft die bessere Wahl für alte Häuser. Sie sind leichter, was die Dachkonstruktion weniger belastet. Außerdem passen sie optisch besser zu traditionellen Bauweisen. Viele Denkmalschutzbehörden verlangen sogar Ziegel für historische Gebäude. Dachsteine sind schwerer und wirken oft zu modern - was bei geschützten Gebäuden nicht erlaubt sein könnte.
Wie viel Energie verbraucht die Herstellung von Dachziegeln?
Die Herstellung von Dachziegeln verbraucht deutlich mehr Energie als die von Dachsteinen - wegen der hohen Brenntemperaturen von über 1.000 Grad. Ein Ziegel benötigt bis zu fünfmal mehr Energie als ein Betonstein. Allerdings: Da Ziegel länger halten und recycelbar sind, ist die Gesamtenergiebilanz über den Lebenszyklus oft besser. Forscher arbeiten bereits an energieeffizienteren Brennverfahren, die diesen Nachteil reduzieren sollen.
Geschrieben von Jens Schreiber
Zeige alle Beiträge von: Jens Schreiber