Holzfenster pflegen: Lasur oder Lack? Die richtige Wartung und Intervalle

Holzfenster pflegen: Lasur oder Lack? Die richtige Wartung und Intervalle

Warum Holzfenster mehr Pflege brauchen als andere

Ein Holzfenster sieht schön aus, wärmt gut und fühlt sich natürlich an. Aber es ist kein Set-and-forget-Produkt. Im Gegensatz zu Kunststoff- oder Aluminiumfenstern, die fast wartungsfrei sind, muss Holz regelmäßig geschützt werden. Sonst wird es brüchig, verfärbt sich oder fängt an zu faulen. Das ist kein Mythos - das ist Physik. Holz atmet, saugt Feuchtigkeit auf und reagiert auf Sonne, Regen und Temperaturschwankungen. Ohne Schutz wird es zum Spielball der Witterung.

Die gute Nachricht: Mit der richtigen Pflege halten Holzfenster leicht 30 bis 50 Jahre - manchmal sogar länger. Die schlechte Nachricht: Du musst dafür arbeiten. Nicht jeden Tag, aber regelmäßig. Und das Wichtigste: Es geht nicht darum, einfach immer wieder neu zu streichen. Es geht darum, das Holz zu pflegen, nicht zu überzukleben.

Lasur vs. Lack: Was ist der Unterschied?

Bevor du anfängst, musst du dich entscheiden: Lasur oder Lack? Das ist die wichtigste Entscheidung, die du triffst - und sie bestimmt, wie oft du später wieder am Fenster stehen wirst.

Lasur dringt tief ins Holz ein. Sie schützt von innen, ohne die Maserung zu verdecken. Du siehst immer noch die Holzstruktur, die Farbe bleibt natürlich, egal ob du eine klare, braune oder sogar eine rote Lasur wählst. Sie ist flexibel, passt sich den Bewegungen des Holzes an und lässt es atmen. Der Nachteil: Sie hält nur etwa zwei bis drei Jahre. Danach musst du sie auffrischen.

Lack bildet eine dicke, geschlossene Schicht auf der Oberfläche. Er verdeckt das Holz komplett - du kannst jede Farbe wählen, von Weiß bis Dunkelblau. Er sieht hochwertig aus und bietet eine starke Barriere gegen Wasser. Aber er ist starr. Wenn das Holz sich ausdehnt oder zusammenzieht, reißt der Lack. Und wenn er reißt, dringt Wasser ein. Dann beginnt das Holz zu faulen - und du hast ein teures Problem.

Wer den Charme des Holzes liebt, wählt Lasur. Wer eine farbige, glatte Oberfläche will und weniger Zeit für Wartung hat, wählt Lack. Aber Vorsicht: Auch Lack braucht Wartung. Nur weil er länger hält, heißt das nicht, dass du ihn ignorieren kannst.

Wann muss ich mein Holzfenster neu streichen?

Die Zahlen sind einfach: Lasur alle 2-3 Jahre, Lack alle 4-5 Jahre. Aber das ist nur die Grundregel. Der wahre Schlüssel liegt in der Lage deines Fensters.

Ein Fenster, das direkt im Süden steht und die ganze Mittagssonne abbekommt, altert schneller. Ein Fenster, das unter einem Vordach sitzt und kaum Regen abbekommt, hält deutlich länger. Dasselbe gilt für den unteren Querschenkel - der ist meist am stärksten bewittert, weil er am nächsten am Boden ist und Wasser dort abläuft.

Praktischer Tipp: Schau jedes Frühjahr nach. Gehe mit einem trockenen Tuch über die Fenster. Fühlt sich die Oberfläche rau an? Sieht sie matt aus? Ist die Farbe leicht abgeblättert? Dann ist es Zeit für eine Auffrischung. Du musst nicht gleich komplett neu streichen. Manchmal reicht schon eine dünne Schicht Lasur oder ein Pflegemittel.

Und hier kommt der große Fehler: Viele warten, bis der Lack großflächig abblättert. Dann ist es zu spät. Das Holz hat schon Feuchtigkeit aufgenommen. Dann musst du nicht nur streichen - du musst schleifen, grundieren, reparieren. Und das kostet Zeit und Geld. Besser: Pflege, bevor es schlimm wird.

Detailaufnahme eines beschädigten Fensterrahmens mit Rissen und feuchtem Holz, während eine neue Lasur aufgetragen wird, im Herbstlicht.

Wie pflege ich Holzfenster richtig - Schritt für Schritt

Die meisten Leute denken, Pflege bedeutet streichen. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Die wirkliche Pflege beginnt mit Reinigung und endet mit einem Schutzfilm.

  1. Reinigen: Nutze kein Scheuermittel, keinen Stahlwolle oder aggressiven Reiniger. Das kratzt die Oberfläche und macht sie anfälliger für Feuchtigkeit. Ein weicher Lappen mit lauwarmem Wasser und etwas neutralem Seifenwasser reicht völlig. Trockne danach gründlich ab.
  2. Pflegemilch auftragen: Einmal oder zweimal pro Jahr - am besten im Frühling und Herbst - trägst du eine spezielle Holzfenster-Pflegemilch auf. Diese nährt das Holz, füllt kleine Poren auf und verlängert die Lebensdauer der Lasur oder des Lacks. Produkte wie Aidol Fenster-& Türenlasur oder Remmers Compact-Lasur PU eignen sich dafür. Sie sind nicht zum Streichen gedacht, sondern zum Pflegen.
  3. Prüfen: Schau dir alle Nähte, Ecken und Kanten an. Besonders die Stellen, wo Fensterflügel auf Rahmen treffen, sind oft anfällig. Hier sammelt sich Schmutz und Feuchtigkeit. Wenn du Risse oder Blasen siehst, schleife sie vorsichtig ab und behandele sie mit einer dünnen Lasur.
  4. Streichen (nur wenn nötig): Wenn die Oberfläche matt, rau oder abblätternd ist, ist ein neuer Anstrich fällig. Dann geht’s los: Alten Lack oder Lasur abschleifen, bis das Holz sauber ist. Keine Reste! Dann eine Grundierung auftragen - nur bei Lack, nicht bei Lasur. Danach zwei Schichten der neuen Beschichtung. Beim Lack: Erst Rahmen, dann Flügel, dann Falz. Bei Lasur: Einfach gleichmäßig auftragen, keine Grundierung nötig.

Wichtig: Vermeide es, Beschläge, Dichtungen oder Silikon zu überstreichen. Das verhindert die Dichtwirkung und führt zu Undichtigkeiten. Klebe diese Teile ab - mit Malerkrepp, nicht mit gewöhnlichem Klebeband. Das löst sich sauber, ohne Rückstände zu hinterlassen.

Wann ist die beste Zeit zum Streichen?

Ein Holzfenster zu streichen, wenn es nass oder kalt ist, ist wie Backen bei Regen - es geht schief. Die beste Zeit ist Frühling oder Sommer. Warum?

  • Die Luft ist trockener - das Holz nimmt weniger Feuchtigkeit auf.
  • Die Temperaturen liegen über 10 °C - die Lasur oder der Lack trocknen gleichmäßig.
  • Du kannst gut lüften, ohne die Wohnung auszukühlen.
  • Die Sonne hilft beim Trocknen, ohne die Beschichtung zu überhitzen.

Vermeide Herbst und Winter. Bei niedrigen Temperaturen bleibt die Lasur klebrig, der Lack läuft. Und bei hoher Luftfeuchtigkeit bleibt das Holz feucht - die Beschichtung haftet nicht. Du würdest deine Arbeit nur zweimal machen.

Was du niemals tun solltest

Einige Fehler sind so verbreitet, dass sie fast zur Norm geworden sind. Hier sind die größten Fehler - und warum du sie vermeiden musst.

  • Nicht die Innenseite vergessen: Viele streichen nur die Außenseite. Aber Holz atmet durch beide Seiten. Wenn die Innenseite ungeschützt bleibt, zieht das Holz Feuchtigkeit aus der Wohnung und quillt auf. Das führt zu Verformungen und Rissen. Streiche immer beide Seiten - oder zumindest die Innenseite mit einer leichteren Lasur.
  • Nicht zu dick streichen: Die Außenseite darf nicht dicker bestrichen sein als die Innenseite. Sonst kann das Holz seine Feuchtigkeit nicht nach außen abgeben. Es bleibt eingesperrt - und fängt an zu faulen. Das ist ein klassischer Fehler bei Renovierungen.
  • Nicht mit Schleifpapier sparen: Bevor du neu streichst, musst du die alte Oberfläche anrauen. Selbst wenn sie noch gut aussieht. Sonst haftet die neue Schicht nicht. Nutze 180-220er Schleifpapier. Nicht zu grob, nicht zu fein.
  • Nicht auf Risse warten: Ein kleiner Riss im Lack ist kein kosmetisches Problem. Das ist ein Eintrittstor für Wasser. Sofort schleifen und nachbessern. Sonst hast du in einem Jahr ein faules Holzfenster.
Vergleich eines vernachlässigten und eines gepflegten Holzfensters, geteilt in zwei Hälften, mit Kalender im Hintergrund, goldenes Abendlicht.

Welche Produkte funktionieren wirklich?

Nicht jedes Produkt, das als „für Holzfenster“ gekennzeichnet ist, ist auch gut. Hier sind die Marken und Typen, die sich in der Praxis bewährt haben:

  • Lasur: Aidol Fenster-& Türenlasur, Remmers Compact-Lasur PU, Dickschichtlasur von Holzschutz-Experten
  • Lack: Aidol Compact-Lack PU (farbig), spezielle Holzfensterlacke mit UV-Schutz
  • Pflegemilch: Produkte von Holzschutz-Systemen wie Holzschutz-Profis oder HZK-empfohlene Pflegemittel

Wichtig: Achte auf die Angabe „für Außen“ und „wasserdampfdurchlässig“. Das bedeutet, das Holz kann atmen. Produkte, die nur „wasserfest“ sagen, sind oft Lacke in Tarnung - und das willst du nicht.

Wie lange hält ein Holzfenster wirklich?

Ein Holzfenster, das richtig gepflegt wird, hält 40 bis 60 Jahre - manchmal sogar länger. Es ist kein kurzlebiges Produkt. Es ist ein Investitionsgut. Aber nur, wenn du es behandelst wie ein lebendes Material - nicht wie eine Plastikplatte.

Die Lebensdauer hängt nicht vom Preis ab, sondern von der Pflege. Ein teures Fenster, das 10 Jahre lang ignoriert wurde, ist wertlos. Ein günstiges Fenster, das jedes Jahr mit Pflegemilch behandelt wurde, ist noch immer in Topform.

Die Wartungsintervalle sind kein Ärgernis - sie sind ein Zeichen von Qualität. Holzfenster sind kein billiger Kompromiss. Sie sind eine Entscheidung für Langlebigkeit, Ästhetik und Umwelt. Und sie verlangen Respekt.

Wie du deine Pflege-Strategie planst

Erstelle dir eine einfache Checkliste:

  1. Frühling: Reinigen, Pflegemilch auftragen, prüfen auf Risse
  2. Herbst: Nochmal Pflegemilch, besonders an bewitterten Stellen
  3. Jedes 2.-3. Jahr: Lasur auffrischen
  4. Jedes 4.-5. Jahr: Lack oder komplette Lasur erneuern

Setz dir Erinnerungen im Kalender. Oder schreib es auf einen Zettel und klebe ihn an das Fenster. Nach drei Jahren wirst du dankbar sein, dass du es nicht vergessen hast.