Warum Sie Ihre Wohnung nicht mehr einfach lüften können
Heute lüften Sie nicht mehr, indem Sie das Fenster aufmachen und warten, bis die Luft wechselt. In modernen, gut gedämmten Häusern funktioniert das nicht mehr. Die Fenster sind dicht, die Wände isoliert, und die Luft bleibt stecken. Das führt zu Feuchtigkeit, Schimmel und einer ungesunden Raumluft. Gleichzeitig verpufft jede Heizwärme, die Sie mit dem offenen Fenster nach draußen jagen. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung löst dieses Dilemma - sie bringt frische Luft rein, ohne die Wärme rauszulassen.
Im Jahr 2025 ist das kein Luxus mehr, sondern eine logische Konsequenz. Wer sein Haus sanieren will - ob jetzt oder in den nächsten Jahren - kommt an dieser Technik nicht vorbei. Und das Beste: Sie können sie auch in bestehenden Wohnungen nachrüsten, ohne das Haus auseinanderzunehmen.
Zentrale vs. dezentrale Lüftung: Was passt zu Ihrem Haus?
Es gibt zwei Haupttypen von Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung: zentrale und dezentrale Systeme. Beide machen das Gleiche: Sie entziehen der verbrauchten Luft die Wärme und geben sie an die frische Luft ab. Aber wie sie das tun, unterscheidet sich grundlegend.
Zentrale Systeme arbeiten wie ein zentrales Herz. Sie stehen meist im Keller oder Dachgeschoss und verteilen die Luft über ein Netz aus Rohren durch alle Räume. Sie eignen sich für Wohnungen bis zu 250 Quadratmetern. Die Wärmerückgewinnung liegt bei bis zu 93 Prozent - das ist der höchste Wert, den man heute erreichen kann. Aber der Aufwand ist groß: Sie brauchen Platz für das Gerät, müssen Wände und Decken durchbohren, Rohre verlegen und einen Fachmann beauftragen. Die Kosten beginnen bei etwa 1.780 Euro für kleine Wohnungen und können bis zu 4.620 Euro steigen, je nach Leistung und Ausstattung.
Dezentrale Systeme sind die einfachere Lösung für die Nachrüstung. Jedes Gerät sitzt direkt in der Außenwand - meist im Bad, Küche oder Schlafzimmer. Sie brauchen nur eine einzige Kernlochbohrung von 120 bis 160 Millimetern Durchmesser. Keine Rohre, kein Keller, kein großer Aufwand. Die Wärmerückgewinnung liegt bei 85 bis 90 Prozent. Sie sind ideal für Altbauten, wo man nicht die ganze Wand aufreißen will. Und sie lassen sich meist in einem Tag einbauen.
Wenn Sie nur ein oder zwei Räume sanieren wollen - etwa das Bad und die Küche - ist dezentral die klügere Wahl. Wenn Sie die gesamte Wohnung auf ein neues Niveau heben wollen, ist zentral die bessere Investition. Beide Systeme filtern Pollen, Staub und Feinstaub. Sie sorgen für eine konstante Luftqualität, die besonders bei Allergikern spürbar ist.
So läuft die Nachrüstung ab - Schritt für Schritt
Die Nachrüstung ist kein DIY-Projekt für den Wochenend-Heimwerker. Aber sie ist auch nicht so kompliziert, wie viele denken. Hier ist der Ablauf, wie er in der Praxis funktioniert:
- Planung: Ein Fachbetrieb prüft Ihr Haus. Wie groß ist die Wohnfläche? Wo liegen die Außenwände? Gibt es bereits Dämmung? Welche Räume brauchen die meiste Luft? Diese Fragen bestimmen, ob dezentral oder zentral die bessere Wahl ist.
- Systemauswahl: Der Fachmann zeigt Ihnen konkrete Modelle - von Vallox über Wolf bis zu Stiebel Eltron. Er erklärt, welche Geräte am besten zu Ihrem Haus passen, welche Geräuschpegel sie haben und wie oft die Filter gewechselt werden müssen.
- Installation: Bei dezentralen Systemen bohrt der Installateur die Kernlöcher, setzt die Einbauhülsen ein, verlegt die Dichtungen und montiert die Geräte. Bei zentralen Systemen wird das Rohrnetz verlegt, das Gerät installiert und alle Anschlüsse geprüft.
- Inbetriebnahme und Einstellung: Die Anlage wird gestartet. Der Fachmann misst die Luftströme, justiert die Leistung und zeigt Ihnen, wie Sie die Steuerung bedienen. Einige Geräte lassen sich per App steuern - ideal, wenn Sie unterwegs sind.
- Wartung: Die Filter sollten alle drei bis sechs Monate gewechselt werden. Ein jährlicher Service durch den Fachbetrieb sorgt dafür, dass die Anlage lange hält und ihre Effizienz behält.
Ein wichtiger Tipp: Lassen Sie sich nie von einem Handwerker überreden, gleich ein zentrales System einzubauen, nur weil es „besser“ ist. Manchmal ist weniger mehr - besonders wenn Sie nicht vorhaben, das ganze Haus komplett umzubauen.
Wie viel kostet das wirklich? Förderung macht den Unterschied
Die Kosten für eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung liegen zwischen 1.780 und 4.620 Euro - je nach System, Wohnfläche und Aufwand. Aber das ist nicht das Ende der Geschichte. Die meisten Menschen zahlen viel weniger, weil sie Fördermittel nutzen.
Die KfW fördert die Nachrüstung, wenn Sie Ihr Haus umfassend sanieren - also mindestens die Anforderungen eines Effizienzhaus 85 erfüllen. Das bedeutet: Sie dämmen die Fassade, tauschen die Fenster aus oder sanieren die Heizung. Dann gibt es bis zu 20 Prozent der Investition als Zuschuss. Bei einer 3.000-Euro-Investition sind das 600 Euro direkt auf dem Konto.
Die BAFA fördert Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung ebenfalls - unabhängig von einer umfassenden Sanierung. Sie zahlen 15 Prozent der Kosten, mindestens 500 Euro, maximal 1.500 Euro. Das gilt auch, wenn Sie nur ein dezentrales Gerät in einem Bad einbauen.
Die Förderung ist nicht automatisch. Sie müssen sie vor der Bestellung des Geräts beantragen. Kein Nachtrag, kein Rückblick. Wer zu spät kommt, zahlt den vollen Preis.
Wann ist eine Nachrüstung Pflicht?
Es gibt keine allgemeine Pflicht, eine Lüftungsanlage nachzurüsten. Aber es gibt eine wichtige Ausnahme: Wenn Sie mehr als ein Drittel der Fenster erneuern, oder mehr als ein Drittel der Dachfläche oder Fassade dämmen, dann muss ein Fachmann prüfen, ob eine lüftungstechnische Maßnahme notwendig ist. Das steht im Energiesparverordnung (EnEV) und ist seit 2023 strikt durchgesetzt.
Das bedeutet: Wenn Sie Ihre alten Holzfenster gegen neue Isolierverglasung austauschen und gleichzeitig die Außenwand dämmen, dann wird der Energieberater sagen: „Sie brauchen eine Lüftung.“ Und wenn Sie das ignorieren, bekommen Sie keine Förderung - und Ihre Sanierung ist rechtlich nicht vollständig.
Das ist kein Trick, sondern ein logischer Schritt. Denn wenn Sie die Wärme im Haus festhalten, muss die Luft trotzdem erneuert werden. Sonst wird es feucht, kalt und ungesund.
Was bringen Sie wirklich? Zahlen, die sprechen
Wie viel sparen Sie mit einer Lüftungsanlage? Das hängt von Ihrem Haus ab. Aber hier sind reale Zahlen:
- Ein durchschnittliches Einfamilienhaus aus den 1970er Jahren verbraucht etwa 20.000 kWh Heizenergie pro Jahr.
- Mit einer Lüftungsanlage mit 90 Prozent Wärmerückgewinnung bleiben 18.000 kWh im Haus - nur 2.000 kWh gehen verloren.
- Das entspricht einer Einsparung von etwa 1.500 bis 2.000 Euro Heizkosten pro Jahr - je nach Gas- oder Ölpreis.
- Die Anlage amortisiert sich in 5 bis 8 Jahren - oft schneller, wenn Sie Förderung nutzen.
Und das ist nur der finanzielle Gewinn. Die Luftqualität verbessert sich. Schimmel an den Wänden verschwindet. Die Fenster beschlagen nicht mehr. Sie schlafen besser, weil die Luft nicht mehr stickig ist. Kinder mit Asthma atmen leichter. Das ist kein Marketing-Geschwätz - das ist messbare Lebensqualität.
Was Sie nach der Installation tun müssen
Die Installation ist nicht das Ende. Sie ist der Anfang. Eine Lüftungsanlage braucht Pflege - sonst wird sie ineffizient und laut.
- Filter wechseln: Jede 3 bis 6 Monate. Die Filter sind günstig - meist unter 30 Euro pro Stück. Sie finden sie im Online-Shop des Herstellers oder beim Installateur.
- Geräusch prüfen: Wenn die Anlage plötzlich lauter wird, ist ein Filter verstopft oder ein Ventilator verschmutzt. Rufen Sie den Fachmann.
- Luftmengen kontrollieren: Einige Geräte zeigen an, wie viel Luft sie pro Stunde bewegen. Wenn die Werte sinken, ist etwas blockiert.
- Keine Abstellkammer nutzen: Viele Hausbesitzer stellen den Staubsauger oder Kartons vor das Lüftungsgerät. Das blockiert die Luftzufuhr. Halten Sie den Bereich frei.
Die meisten Geräte haben eine Anzeige, die anzeigt, wann der Filter gewechselt werden muss. Nutzen Sie das. Sie sparen Geld und verlängern die Lebensdauer der Anlage.
Was kommt als Nächstes?
Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sind heute keine Nische mehr. Sie werden zum Standard - genau wie die Fußbodenheizung oder die LED-Beleuchtung. In neuen Gebäuden sind sie Pflicht. In Altbauten werden sie immer häufiger nachgerüstet.
Die Energiepreise werden nicht sinken. Die Klimaziele werden nicht gelockert. Und die Menschen wollen gesunde, warme, ruhige Wohnungen. Wer jetzt nachrüstet, investiert nicht nur in Energieeinsparung - er investiert in die Zukunft seines Zuhauses.
Wenn Sie gerade eine Sanierung planen - egal ob Dach, Fenster oder Fassade - dann fragen Sie Ihren Energieberater: „Was braucht mein Haus an Lüftung?“ Machen Sie es nicht zu einer Nachgedanke. Machen Sie es zu Ihrem nächsten Schritt.
Kann ich eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung selbst einbauen?
Nein, das ist nicht empfehlenswert. Selbst dezentrale Geräte erfordern präzise Bohrungen, Dichtungen und elektrische Anschlüsse. Ein falsch installiertes Gerät kann zu Luftverlusten, Schimmel oder Lärm führen. Außerdem verlieren Sie die Förderung, wenn die Installation nicht von einem zertifizierten Fachbetrieb durchgeführt wird. Lassen Sie es professionell machen - es spart langfristig Geld.
Muss ich die ganze Wohnung mit Lüftung ausstatten?
Nein. Sie können auch nur die Räume mit hohem Feuchtigkeitsaufkommen ausstatten - also Bad, Küche und WC. Aber: Wenn Sie nur einzelne Räume lüften, entsteht ein Luftdruckungleichgewicht. Die Luft strömt dann aus den anderen Räumen nach - und das kann zu ungewollten Zugluften führen. Am besten ist es, mindestens alle Haupträume zu verbinden. Dezentrale Systeme erlauben es, schrittweise vorzugehen.
Wie lange hält eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung?
Gut gewartete Anlagen halten 15 bis 20 Jahre. Die Wärmetauscher sind robust, die Motoren langlebig. Die größte Schwachstelle sind die Filter - die müssen regelmäßig gewechselt werden. Wenn Sie die Wartung ignorieren, kann sich der Wärmetauscher verschmutzen und die Effizienz sinkt um bis zu 30 Prozent. Ein jährlicher Service sorgt dafür, dass die Anlage ihre Leistung behält.
Beeinträchtigt die Lüftungsanlage den Wohnkomfort?
Im Gegenteil. Moderne Geräte sind extrem leise - man hört sie kaum, wenn sie im niedrigsten Modus laufen. Sie verhindern Zugluft, weil die Luft kontrolliert zugeführt wird. Sie reduzieren Gerüche aus der Küche und Feuchtigkeit im Bad. Viele Modelle haben eine Nachtabschaltung oder eine Zeitschaltuhr. Sie können die Lüftung so einstellen, dass sie nur dann läuft, wenn Sie es wollen. Die meisten Nutzer berichten nach der Installation: „Ich wundere mich, wie ich jahrelang ohne diese Luftqualität gelebt habe.“
Ist eine Lüftungsanlage auch für Mietwohnungen sinnvoll?
Ja - aber nur mit Zustimmung des Vermieters. Dezentrale Systeme sind besonders gut geeignet, weil sie keine Rohre benötigen und einfach wieder entfernt werden können. Einige Vermieter fördern die Nachrüstung sogar, weil sie Schäden durch Schimmel vermeiden und die Wohnung attraktiver machen. Fragen Sie nach Fördermöglichkeiten für Mieter - es gibt Programme, die auch für Mietverhältnisse gelten.
Geschrieben von Jens Schreiber
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